Ein Besuch in Rotbarts Heimat

Wie ihr wisst, wurde meine Wenigkeit, also Schiffskater Rotbart im Frühahr 1652 im Ort Oudeschild auf Texel geboren. Von hier aus habe ich meine Weltreisen gestartet. Und auch 1658 geht es von hier aus, wenn der Winter endlich vorbei ist, wieder auf große Fahrt https://rotbartsaga.com/2020/01/25/kiellegung/
Diesmal begleite ich meinen zweibeinigen Freund Carl Carlszoon auf einem Schiff, das so ganz anders ist als meine alte Zeeland, mit der ich auf der letzten Reise vor Sumatra Schiffbruch erlitten hatte https://www.bod.de/…/rotbartsaga-wolfgang-schwerdt-97837460…
Wer schon mal einen Eindruck gewinnen möchte, um was für einen Schiffstyp es sich bei meiner „Zoeker“ handelt, schaue sich einfach das Video an. Und wer mal meine alte Heimat aus dem 17. Jahrhundert so richtig kennenlernen möchte, dem empfehle ich einen ausgiebigen Besuch auf der Insel und dem spannenden Museum Kaap Skil.

Mit schnurrigen Grüßen
Euer Rotbart 🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾🐾

Und hier schon einmal ein kleiner, passender Auszug vom Anfang von „Südseeabenteuer“

Der eisige Nordost ließ das Spritzwasser auf den Segeln der Seetiger gefrieren, sodass sich diese bei jedem Kreuzschlag laut knisternd ihres feinen Eispanzers entledigen mussten, um den Wind mit strammer Wölbung auf anderem Bug wieder einfangen zu können. Die dünnen auf dem Wasser herumtreibenden Eisschollen, geboren aus dem Kampf zwischen Frost und Gezeiten, konnten die Seetiger nicht aufhalten. Gefährlicher waren da schon die kleinen zerklüfteten Eisberge, die Strömung und Tiedenhub über den Untiefen aufstapelten und gelegentlich ins schmale Fahrwasser entließen. Auf dem Weg nach Texel hatte Carl noch Enkhuisen angelaufen, um dort den richtigen Zeitpunkt für die lange und gefährliche Reise zwischen den Untiefen der Zuidersee abzupassen. Schon im Sommer war die Zuidersee kein einfaches Gewässer, viele Schiffe sind zu jeder Jahreszeit auf ihren Wegen zwischen Texel, Enkhuizen, Hoorn oder Amsterdam als Spielball der mächtigen Gezeitenströmungen und des Windes auf dem Breesant, Den Bos, Creupel oder Enkhuizer Sant gelandet und verlorengegangen. Aber Carlszoon kannte sich aus. Und so ankerte er am Abend vor der direkt an der Einfahrt zum Texel Stroom gelegenen Fischerinsel Wieringen, um die ablaufende Tide des nächsten Tages abzuwarten. Die würde die Seetiger durch die schmale Wasserstraße und dann zwischen den Untiefen Den Bos und Schierings-hals hindurch bis zur Reede vor Texel ziehen. Zweifellos ein riskantes Unterfangen. Denn wenn der Wind nicht mitspielte, oder die Pricken, die die Ränder der Fahrwasser markierten, dem Eisgang zum Opfer gefallen waren, gehörte eine Menge Erfahrung und Glück dazu, diese Reise unbeschadet zu überstehen.

Rotbart war sich all dieser Probleme nicht bewusst. Carl hatte seinem kleinen Freund eine dicke Decke in den Bug der Seetiger gelegt und als Windschutz eine Persenning darüber gespannt. Auf diese Weise konnte er die Fahrt trotz des eisigen Windes und des trüben Himmels in vollen Zügen genießen. So hatte der Rote die Zuidersee noch nie gesehen und irgendwie fühlte er sich, als sei er wieder auf Großer Fahrt in ferne Länder. Begeistert schnatterte er die Silbermöven an, die auf den noch verbliebenen Pricken hockten und die Männer auf dem Schiff gierig um ein paar Fischabfälle ankreischten. Er beobachtete aufmerksam die winzigen Segel, die weit entfernt unter den grauen Wolken ihren Weg zwischen anderen Untiefen suchten, huschte neugierig unter seiner Persenning hervor, um nachzuschauen, was los war, wenn mal wieder ein größerer Eisbrocken gegen den Rumpf gekracht war. Gespannt verfolgte er wie die beiden Matrosen die steife Leinwand mit ihren Fäusten und Belegnägeln bearbeiteten, wenn bei zunehmendem Wind ein Reef ins gefrorene Segel gesteckt werden musste und was geschah, wenn Carl Befehl gab die Seitenschwerter zu heben oder zu senken. Als schließlich weit voraus die flache Silhouette von Texel auftauchte, da überkam ihn das überwältigende Gefühl, nach langer langer Reise wieder heimzukehren, obwohl seit der Abfahrt aus Amsterdam gerade einmal vier Tage vergangen waren.

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