Buchvorstellung und Leseprobe

Lange hat es gedauert, aber nun hat der dritte Band der Rotbartsaga „Südpazifische Abenteuer“ endlich den Hafen verlassen und Kurs auf den Buchhandel und damit seine Leserschaft genommen. Nachdem der legendäre Schiffskater auf seiner ersten Reise (Schiffbruch vor Sumatra) den Schiffbruch, Piratenangriffe und sogar die Durchquerung des wilden Dschungels Sumatras überlebt hat, warten nun mindestens ebenso gefährliche Abenteuer auf ihn und seine Crewmitglieder.
1658 tritt Rotbart mit seiner Crew seine zweite große Reise, diesmal in den Südpazifik, an. Dort erwartet sie ein befremdliches Universum ganz ohne Katzen, dafür aber mit stinkenden Teufeln, Monstervögeln, Riesenhüpfern und Zweibeinern, die über unheimliche spirituelle Kräfte verfügen. Als ob das noch nicht genug ist, haben es die Schiffssamtpfoten auch noch mit einem wahnsinnigen Kapitän zu tun, der den Zorn der Klabautermiez auf sich zieht. Zurück in bekannten Gefilden treffen sie in den ostindischen und südafrikanischen Katzenspelunken auf alte Bekannte und bei ausgiebigen Gelagen wird so manches Abenteuer, hinter vorgehaltener Pfote erzählt, noch etwas wilder und der Kampf noch ein bisschen gefährlicher. Aber nicht einmal für den legendären Käpt’ns Dream oder kurz Dreamie, einem Fleisch-Cheddar-Minze-Pie, würden sie die Planken missen wollen, die für Schiffskatzen die Welt bedeuten.
Wolfgang Schwerdt: Rotbarsaga. Südpazifische Abenteuer. BoD 2023. Softcover, 340 Seiten, ISBN 978-3756811199. Überall im Handel erhältlich.
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Aber genug des „Geschäftlichen“ Lest hier doch einfach schon einmal rein, damit ihr nicht die Schiffskatze im Wasserfass oder so kaufen müsst.
August 1658 Ein paar Tage musste sich Rotbart noch gedulden. Dann aber drehte der Wind auf Südost und als die Tide kenterte, hievten die Stormvogel und die Zoeker ihre Anker. Noch während sich unter den geschickten Händen der Männer auf den Rahen Spriet- und Focksegel lösten und knatternd mit Wind füllten, signalisierten die Bugkanonen krachend ihre Abreise.
Nachdem sie das Marsdiep zwischen Texel und Den Heldern und schließlich die Untiefen nordwestlich der Insel passiert und die Nordsee erreicht hatten, ließen die Kapitäne alle Segel setzen. Etwa drei Stunden später ging die voraussegelnde Stormvogel, sich majestätisch nach Lee neigend, auf Steuerbordbug, um Kurs auf den Englischen Kanal zu nehmen. In der Mittagssonne erstrahlte ihr Rumpf fast golden. Was für ein Unterschied zu seiner ersten Reise. Damals war es kalt und stürmisch und die Zeeland musste sich mühsam gegen die krachenden Wellen voranarbeiten. Selbst wenn sich der kleine Rote nicht in den untersten Laderäumen versteckt hätte, auch an Deck hätte ihn tagelang nichts weiter als ein wolkenverhangener Himmel, Gewitterstürme und die tobende See erwartet. Ein richtiges Klabautermiez-Wetter eben. Jetzt präsentierte sich der Himmel in einem leicht dunstigen Blau mit prächtigen Wolkenschiffen, die dort oben ebenso würdevoll dahinsegelten, wie die Stormvogel und die Zoeker in der glitzernden See. Rotbart konnte sich gar nicht sattsehen. Gemeinsam mit Großtatze und Bigbont lag er auf seinem Lieblingsplatz, dem Mars des Bugspriets und ließ Wind, Wetter und die weite Sicht über das Meer auf sich einwirken. Zwartbaard hatte sich auf der Poop niedergelassen, in der Hoffnung, irgendetwas würde an Bord passieren, das den Einsatz seiner Führungskompetenzen erforderlich machte. Gelegentlich schnappten Rotbarts empfindliche Ohren das vergnügte Maunzen von Kleinebroer und Lalin auf, die an Bord der eine gute Kabellänge querab segelnden Stormvogel mal wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen: dem spielerischen Ärgern der Kläffer. Total entspannt beobachteten die Zoeker-Katzen die Fischerboote, zwischen deren Flotten sie gelegentlich hindurchlavieren mussten oder die größeren Küstensegler, die bereits die Nähe des englischen Kanals ankündigten. Und dann tauchte in der Ferne das weiße Band der Kreidefelsen von Dover auf, das den Eingang zum englischen Kanal markiert.

„Jetzt kommt der gefährliche Teil“, maunzte Großtatze und schaute aufmerksam auf die französische Küste, die sich nur ein paar Seemeilen entfernt an Backbord erstreckte. „Hier gibt’s ein Piratennest an dem anderen.“ […]
Und so segelten die beiden Schiffe in Gefechtsbereit und in Formation mit der untergehenden Sonne in den hier gerade einmal 19 Seemeilen breiten Kanal ein: Die ordentlich bestückte Stormvogel beim immer noch vorherrschenden Südost quer voraus in Luv der vergleichsweise schwach bewaffneten Zoeker.
Es war zu erwarten, dass sich Wind und Wetter im Laufe der nächsten Tage änderten und sich die Formation nicht lange aufrechterhalten ließ. Inzwischen blies der Wind aus wechselnden westlichen Richtungen und die Schiffe mussten mühsam dagegen ankreuzen. Die Winde in Verbindung mit den mächtigen Gezeitenströmungen brachten es zudem mit sich, dass die Fahrt über Grund gelegentlich kaum mehr einen Knoten betrug. Glücklicherweise wird der Kanal Richtung Westen immer breiter und als sie Beachy Head, den wohl markantesten Kreidefelsen der Seven Sisters Cliffs passierten, standen ihnen immerhin schon rund 70 Seemeilen zum Manövrieren zwischen der französischen und englischen Küste zur Verfügung.
Rotbart ließ sich von der Aufregung an Bord nicht weiter stören. Schließlich stand so etwa jede Stunde ein Kreuzschlag mit dem üblichen Gebrüll und dem Gewusel an Deck, wenn das Schiff auf den anderen Bug ging und die Leute an Brassen und Schoten die Segel neu ausrichteten. Dem dünnen Pfeifen schenkte er ebenfalls keine besondere Beachtung. Es war müßig, auf See der Ursache jedes ungewohnten Geräusches nachzugehen. Rotbart beobachtete interessiert die kaum 20 Meter vor ihm aufsteigende Wassersäule. Die Gischt, die der Südwest über den Sprietmars stäuben ließ, bemerkte er kaum. Stattdessen schreckte ihn das ferne Krachen aus seinen Tagträumen. Das Geräusch kannte er, es war Kanonendonner, in dieser Situation ein beunruhigendes Geräusch. Denn um einen Signalschuss der Stormvogel konnte es sich nicht handeln. Die war mehr als 2 Seemeilen voraus, der Schuss aber war von einem sich schnell nähernden Segler querab voraus abgefeuert worden. Rotbart eilte auf das Achterdeck, wo Carl und natürlich Zwardbaard ihre Befehle gaben. Mit fast achterlichem Wind und der auflaufenden Tideströmung näherte sich der Freibeuter der Zoeker. Rotbart und seine Kumpels konnten schon das Johlen der Entermannschaft hören und durch sein Glas blickte Carl in die siegessicheren Gesichter der Kaperer, die sich fette Beute von der mühsam gegen den Wind kreuzenden Fleute versprachen. Der Pulverqualm, der vom Vorschiff des Freibeuters wehte, zeigte den zweiten Warnschuss an. Das Krachen der Kanone und der Einschlag der Kugel in den Bug der Zoeker gingen ineinander über.

Carl dachte gar nicht daran, beizudrehen. Schon konnten seine hinter dem Schanzkleid wartenden Mannschaften und Soldaten ihre zahlenmäßig weit überlegenen Gegner mit bloßem Auge erkennen. Als der Freibeuter schließlich die Stückpforten öffnete und eine beachtliche Reihe Kanonen der Zoeker drohend ihre Mäuler entgegenstreckte, gaben Zwardbaard und Carlszoon die entscheidenden Befehle: „Backbordgeschütze ausrennen … Abfallen … Feuer … hart Steuerbord …“